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Morgen, am 25.11., findet im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus ein Stadtrundgang zu Freiburg im Nationalsozialismus statt. Er startet um 15 Uhr vor dem KGI, dauert ca. 2 Stunden und wird von Gabriela Schlesiger geleitet.
Auch der Audioguide „Queere Geschicht*en Freiburg“ thematisiert den NS in verschiedenen Stationen. Dabei arbeitet er heraus, dass die NS-Homosexuellenverfolgung eng mit der antisemitischen, antiziganistischen und behinderten- und homofeindlichen „Rassen“-Ideologie des NS verbunden ist. Schwule gelten als „verweichlicht“ und entsprechen nicht dem Anspruch an den starken „arischen“ Mann. Auch Lesben sind enormem gesellschaftlichem Konformitätsdruck ausgesetzt – denn die Rolle der Frau ist streng auf Ehe und Mutterschaft festgelegt. Die Verschränkung verschiedener Verfolgungskategorien äußert sich auch darin, dass Homosexualität als erbliche Eigenschaft dargestellt wird, die angeblich vermehrt bei nicht-„arischen“ Bevölkerungsgruppen auftrete. Die Uni Freiburg ist während dem NS ein bedeutendes Zentrum deutscher sogenannter „Rassenkunde“. Der Psychiater Julius Deussen, der im NS in der Uniklinik arbeitet, behauptet zum Beispiel, dass Homosexualität eine erbbedingte mangelnde Ausdifferenzierung der binären Geschlechterzugehörigkeit sei. Und der von den Nazis als „Rasse-Papst“ gefeierte Freiburger Hans F. K. Günther behauptet, Intersexualität sowie „weibische Männer“ und „männische Weiber“ würden gehäuft bei den von ihm sogenannten „minderwertigen Rassen“ vorkommen.
Das Beispiel von Julius Maier zeigt, wie Behindertenfeindlichkeit und Verfolgung nach §175 Hand in Hand gehen. Julius wird 1935 aufgrund der Diagnose „angeborener Schwachsinn“ zwangssterilisiert. Als er zur Überprüfung seiner Unfruchtbarkeit eine Samenprobe abgeben muss, lernt er die Onanie kennen und praktiziert sie fortan mit anderen jungen Menschen zusammen. Dafür wird er 1938 vom Landgericht Freiburg zur Unterbringung in der sog. „Heil- und Pflegeanstalt“ Emmendingen verurteilt. Von dort wird er ins KZ Natzweiler und später weiter ins KZ Dachau deportiert, wo er 1945 stirbt. Er ist einer von ca. 180 Männern, die während dem NS vom Landgericht Freiburg wegen homosexuellen Handlungen verurteilt werden.